Bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit spielen Abbildungen und Tabellen eine wichtige Rolle. Sie veranschaulichen komplexe Zusammenhänge und präsentieren Daten in übersichtlicher Form. Doch um nicht in Verzug bei der Fertigstellung deiner Masterarbeit zu geraten, solltest du von Anfang an wissen, wie du Abbildungen und Tabellen korrekt nummerierst und beschriftest. Eine systematische Herangehensweise spart Zeit und vermeidet mühsame Nacharbeiten.
Grundlegende Unterschiede zwischen Abbildungen und Tabellen
Bevor wir in die Details der Nummerierung und Beschriftung einsteigen, ist es wichtig, den Unterschied zwischen Abbildungen und Tabellen zu verstehen:
Abbildungen (Figures)
Als Abbildungen gelten alle visuellen Elemente, die keine Tabellen sind:
- Grafiken und Diagramme
- Fotos und Zeichnungen
- Schaubilder und Flussdiagramme
- Screenshots und Bildschirmaufnahmen
- Karten und Pläne
Tabellen
Tabellen präsentieren Informationen in einem Raster aus Zeilen und Spalten und enthalten typischerweise:
- Zahlen und Statistiken
- Vergleichende Daten
- Kategorisierte Informationen
- Chronologische Auflistungen
Die korrekte Position der Beschriftung
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Abbildungen und Tabellen liegt in der Position der Beschriftung:
Bei Abbildungen:
Die Beschriftung steht unter der Abbildung. Dies entspricht der internationalen Konvention in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen.
Bei Tabellen:
Die Beschriftung steht über der Tabelle. Diese Positionierung erleichtert es dem Leser, die Bedeutung der Tabelle zu erfassen, bevor er die Daten betrachtet.
Systematische Nummerierung
Eine durchdachte Nummerierung ist entscheidend für die Übersichtlichkeit und korrekte Verweisbarkeit im Text.
Durchgängige Nummerierung
Die einfachste und häufigste Methode ist die durchgängige Nummerierung über die gesamte Arbeit hinweg:
- Abbildung 1, Abbildung 2, Abbildung 3...
- Tabelle 1, Tabelle 2, Tabelle 3...
Abbildungen und Tabellen werden dabei getrennt nummeriert, sodass es sowohl eine "Abbildung 1" als auch eine "Tabelle 1" geben kann.
Kapitelbezogene Nummerierung
Bei umfangreichen Arbeiten mit vielen Abbildungen und Tabellen kann eine kapitelbezogene Nummerierung sinnvoll sein:
- Kapitel 2, erste Abbildung: Abbildung 2.1
- Kapitel 2, zweite Abbildung: Abbildung 2.2
- Kapitel 3, erste Abbildung: Abbildung 3.1
Dieses System verdeutlicht die Zugehörigkeit zum jeweiligen Kapitel und erleichtert die Orientierung in der Arbeit.
Elemente einer vollständigen Beschriftung
Eine wissenschaftlich korrekte Beschriftung von Abbildungen und Tabellen umfasst mehrere Elemente:
1. Kennzeichnung und Nummer
Die eindeutige Identifikation durch "Abbildung" bzw. "Tabelle" und die fortlaufende Nummer:
- "Abbildung 1" oder "Abb. 1" (bei einheitlicher Verwendung der Abkürzung)
- "Tabelle 3.2" (bei kapitelbezogener Nummerierung)
2. Titel
Ein prägnanter, informativer Titel, der den Inhalt der Abbildung oder Tabelle beschreibt. Der Titel steht nach der Nummer und wird durch einen Doppelpunkt oder Gedankenstrich abgetrennt:
- "Abbildung 4: Entwicklung der Studierendenzahlen 2010-2020"
- "Tabelle 2.3 – Vergleich der Erhebungsmethoden"
3. Quellenangabe
Bei nicht selbst erstellten Abbildungen und Tabellen ist eine Quellenangabe verpflichtend. Diese steht nach dem Titel, oft in Klammern oder eingeleitet durch "Quelle:":
- "Abbildung 3: BIP-Wachstum in der EU (Quelle: Statistisches Bundesamt 2023, S. 45)"
- "Tabelle 5: Methodenvergleich. Quelle: Eigene Darstellung nach Meyer (2022, S. 78)."
4. Ergänzende Erläuterungen
Bei Bedarf können unter der Beschriftung zusätzliche Informationen in Form von Anmerkungen oder Legendenerklärungen stehen:
- "Anmerkung: Werte für 2023 sind vorläufige Schätzungen."
- "* p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001"
Beispiele für korrekte Beschriftungen
Beispiel für eine Abbildung:
[Hier steht die Abbildung]
Abbildung 7: Zusammenhang zwischen Studienzeit und Abschlussnote an deutschen Universitäten 2015-2023. Quelle: Eigene Erhebung.
Beispiel für eine Tabelle:
Tabelle 4.2: Vergleich verschiedener Forschungsansätze und ihre Anwendungsbereiche
[Hier steht die Tabelle]
Anmerkung: Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 5 (sehr hoch).
Verweise im Text
Jede Abbildung und Tabelle muss im Text erwähnt werden. Dies geschieht typischerweise durch explizite Verweise:
Direkte Verweise:
- "Wie in Abbildung 3 dargestellt, ..."
- "Tabelle 2.4 zeigt den Zusammenhang zwischen ..."
- "Aus den Daten (siehe Abb. 5) geht hervor, dass ..."
Indirekte Verweise:
- "Die Ergebnisse der Analyse zeigen einen deutlichen Anstieg der Werte (Abb. 6)."
- "Der Methodenvergleich verdeutlicht die Vorteile des qualitativen Ansatzes (Tab. 3)."
Platzierung von Abbildungen und Tabellen
Die richtige Platzierung erleichtert dem Leser das Verständnis und den Lesefluss:
Nähe zum Verweis
Platziere Abbildungen und Tabellen möglichst nah an der Stelle, an der sie im Text erstmals erwähnt werden. Idealerweise auf derselben Seite oder der direkt folgenden.
Bei Platzmangel
Wenn der Platz auf der Seite nicht ausreicht, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Einfügen auf der nächsten Seite, auf der ausreichend Platz ist
- Bei sehr großen Tabellen oder Abbildungen: Verschieben in den Anhang mit entsprechendem Verweis im Text
Layoutregeln
- Abbildungen und Tabellen sollten nicht ohne zugehörigen Text am Anfang oder Ende eines Kapitels stehen
- Bei mehreren Abbildungen oder Tabellen nacheinander sollte zwischen ihnen ausreichend Platz sein
- Eine Seite sollte nicht nur aus Abbildungen oder Tabellen bestehen, es sei denn, es handelt sich um sehr große Elemente
Formatierungsrichtlinien
Die einheitliche Formatierung verleiht deiner Arbeit ein professionelles Erscheinungsbild:
Schriftart und -größe
- In der Regel dieselbe Schriftart wie im Haupttext
- Oft eine kleinere Schriftgröße (1-2 Punkte kleiner als der Haupttext)
- Beschriftungen häufig kursiv, um sie vom Haupttext abzuheben
Abstände
- Ausreichend Abstand zwischen Abbildung/Tabelle und Text (ca. 1-1,5 Zeilen)
- Beschriftung näher an der Abbildung/Tabelle als am umgebenden Text
Ausrichtung
- Zentrierte oder linksbündige Ausrichtung (einheitlich in der gesamten Arbeit)
- Bei kapitelbezogener Nummerierung oft Einrückung entsprechend der Kapitelgliederung
Verzeichnisse für Abbildungen und Tabellen
Bei umfangreichen Arbeiten mit vielen Abbildungen und Tabellen sind separate Verzeichnisse hilfreich:
Abbildungsverzeichnis
Enthält alle Abbildungen mit Nummer, Titel und Seitenzahl:
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Methodisches Vorgehen der Untersuchung ................. 12
Abbildung 2: Verteilung der Befragten nach Altersgruppen ............ 18
...
Tabellenverzeichnis
Analog zum Abbildungsverzeichnis für alle Tabellen:
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht der verwendeten Datenquellen .................... 8
Tabelle 2: Vergleich der statistischen Kennwerte ..................... 24
...
Diese Verzeichnisse stehen typischerweise nach dem Inhaltsverzeichnis und vor dem eigentlichen Text der Arbeit.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Um nicht in Verzug bei deiner Arbeit zu geraten, vermeide diese häufigen Fehler:
1. Fehlende oder falsche Verweise im Text
Stelle sicher, dass jede Abbildung und Tabelle im Text erwähnt wird, und zwar mit der korrekten Nummerierung.
2. Inkonsistente Nummerierung
Überprüfe die Nummerierung nach jeder Überarbeitung, besonders wenn du Abbildungen oder Tabellen hinzufügst oder entfernst.
3. Unvollständige Quellenangaben
Dokumentiere die Herkunft nicht selbst erstellter Materialien genau so sorgfältig wie bei Textzitaten.
4. Überladene oder unklare Darstellungen
Achte auf gute Lesbarkeit und Verständlichkeit. Komplexe Abbildungen oder Tabellen sollten bei Bedarf aufgeteilt werden.
5. Vergessen der Aktualisierung der Verzeichnisse
Aktualisiere die Abbildungs- und Tabellenverzeichnisse nach jeder Änderung, spätestens aber vor der finalen Abgabe.
Tipps für effizientes Arbeiten mit Abbildungen und Tabellen
Diese Tipps helfen dir, den Umgang mit Abbildungen und Tabellen effizient zu gestalten:
1. Verwende die automatischen Funktionen deiner Textverarbeitung
Programme wie Microsoft Word oder LaTeX bieten Funktionen zur automatischen Nummerierung und Erstellung von Verzeichnissen.
2. Erstelle ein Vorlagenformat
Definiere ein einheitliches Format für alle Abbildungen und Tabellen, das du durchgängig verwendest.
3. Führe eine separate Liste
Halte während des Schreibens eine separate Liste aller Abbildungen und Tabellen, um den Überblick zu behalten.
4. Beschrifte sofort beim Einfügen
Füge die vollständige Beschriftung unmittelbar beim Einfügen der Abbildung oder Tabelle ein, nicht erst später.
5. Prüfe die Qualität vor dem Einfügen
Stelle sicher, dass alle Abbildungen in ausreichender Auflösung vorliegen und Tabellen gut lesbar sind.
Fazit: Systematik ist der Schlüssel
Die korrekte Nummerierung und Beschriftung von Abbildungen und Tabellen mag auf den ersten Blick wie eine Formalität erscheinen, ist aber ein wichtiger Aspekt wissenschaftlichen Arbeitens. Mit einem systematischen Ansatz von Beginn an vermeidest du zeitraubende Nacharbeiten und stellst sicher, dass deine Arbeit professionell und leserfreundlich gestaltet ist.
Denke daran:
- Abbildungsbeschriftungen stehen unter der Abbildung
- Tabellenbeschriftungen stehen über der Tabelle
- Jede Abbildung und Tabelle benötigt eine eindeutige Nummer, einen informativen Titel und gegebenenfalls eine Quellenangabe
- Konsistenz in Formatierung und Stil ist entscheidend
- Alle Abbildungen und Tabellen müssen im Text referenziert werden
Mit diesen Grundlagen wirst du nicht in Verzug bei der Erstellung deiner wissenschaftlichen Arbeit geraten und kannst dich auf die inhaltlichen Aspekte konzentrieren.